Artikel: Das moderne Märchen vom "Veganem Leder"
Das moderne Märchen vom "Veganem Leder"
Was wirklich hinter Begriffen wie „Veganes Leder“ & Pflanzenleder steckt
Eine Tasche begleitet Dich oft jahrelang – im Alltag, auf Reisen oder im Beruf. Doch während Du auf Funktionalität und Design achtest, bleiben die Materialien oft eine Blackbox. Begriffe wie „veganes Leder“, „recycelter Kunststoff“ oder „Pflanzenleder“ klingen umweltfreundlich und modern – sind aber häufig irreführend. Der Grund: Es fehlt an klaren Definitionen und rechtlich verbindlichen Standards. Was bleibt, ist ein Graubereich, in dem Marketing oft stärker ist als Materialehrlichkeit.
Vorab: Ein respektvoller Blick auf Alternativen
Wir verstehen und respektieren die Vorbehalte gegenüber tierischen Produkten. Wer aus ethischen oder persönlichen Gründen nach Alternativen sucht, verdient Transparenz und Aufklärung. Doch wenn es ausschließlich um Nachhaltigkeit und Umweltschutz geht, lohnt sich ein genauer Blick – denn viele Ersatzmaterialien halten nicht, was sie versprechen.
1. Veganes Leder: Ein Begriff ohne Substanz
„Veganes Leder“ gibt es nicht – denn es ist weder vegan noch Leder. Tatsächlich handelt es sich um Lederimitate aus Kunststoffen wie Polyurethan (PU) oder PVC, die auf textile Trägermaterialien laminiert werden. Die Bezeichnung „Leder“ bezieht sich dabei ausschließlich auf das äußere Erscheinungsbild – nicht auf die Materialbeschaffenheit – und ist gesetzlich nicht geschützt.
Der Begriff „vegan“ wird in diesem Zusammenhang häufig missbraucht. Ursprünglich stammt er aus der Ernährungswissenschaft und bezeichnet Produkte, die vollständig pflanzlich sind und keinerlei tierische Bestandteile enthalten. Viele sogenannte „veganen Leder“ bestehen jedoch überwiegend aus synthetischen Materialien auf Erdölbasis – sie sind weder natürlichen Ursprungs noch nachhaltig oder biologisch abbaubar.
Da die vegane Ernährung stark an Popularität gewonnen hat, nutzen zahlreiche Unternehmen das Label „vegan“, um ihre Produkte als tierfrei oder umweltfreundlich zu positionieren. Doch wenn ein Produkt nicht vollständig aus pflanzlichen oder natürlich vorkommenden Rohstoffen besteht, ist diese Bezeichnung irreführend – und vermutlich auch rechtlich problematisch.
2. Recycelter Kunststoff: Umweltfreundlich nur auf den ersten Blick
Recycelter Kunststoff klingt sinnvoll – doch auch hier lohnt sich der zweite Blick:
-
Viele Produkte enthalten nur einen geringen Anteil an recyceltem Material
-
Es fehlt häufig die Angabe, welche Art von Recycling (post-consumer vs. post-industrial) tatsächlich verwendet wurde
-
Mechanisches Recycling reduziert oft die Haltbarkeit
Und: Auch recycelter Kunststoff bleibt Kunststoff – schwer abbaubar und oft ein Treiber für Mikroplastik. Studien zeigen, dass es mehrere hundert Jahre dauern kann, bis konventioneller Kunststoff vollständig zerfällt. In dieser Zeit gelangt er als feiner Abrieb in unsere Böden, Flüsse und Meere – und schließlich auch in unsere Körper. Mikroplastik wurde bereits in Trinkwasser, menschlichem Blut und sogar in der Plazenta nachgewiesen. Ein wachsendes Risiko für Umwelt und Gesundheit.

3. Pflanzenleder: Natürlich? Nur bedingt.
Pflanzenbasierte Materialien wie Ananasleder, Kaktusleder, Pilzleder oder Apfelleder feiern in der medialen Berichterstattung Erfolge – doch die Realität ist oft ernüchternd:
-
Der pflanzliche Anteil liegt meist nur zwischen 15 und 30 %
-
Für Optik, Haptik und Haltbarkeit ist eine Beschichtung mit Kunststoff (meist PU) unerlässlich
-
Die Materialien sind nicht kompostierbar – und schlechter recycelbar als reiner Kunststoff
4. Ersatzmaterialien: Zwischen Hoffnung und Irreführung
Viele vermeintlich nachhaltige Alternativen bestehen in Wahrheit aus Verbundmaterialien aus pflanzlichen Bestandteilen und Kunststoff – sie sind weder vollständig biologisch abbaubar noch besonders langlebig.
Ein Beispiel ist Kork, der oft als natürliches Material beworben wird, in Taschen jedoch meist auf Kunststoffträger laminiert wird. Was nützt der Einsatz eines Naturmaterials, wenn das Endprodukt dennoch schwer recycelbar ist?
Der Mangel an gesetzlichen Standards und Kennzeichnungspflichten erschwert es Verbraucher:innen, fundierte Entscheidungen zu treffen – selbst bei bestem Willen zur Nachhaltigkeit. Am Ende ist das nichts anderes als Greenwashing.

5. Unsere Haltung: Natürliche Materialien statt Kompromisse
Bei DRAKENSBERG setzen wir stark auf natürliche Materialien und Transparenz:
-
Vegetabil gegerbtes Leder: langlebig, robust, zertifiziert und biologisch abbaubar
-
Reine Baumwolle: Natürlich und AZO-Farben-frei, dazu wasserabweisend durch Imprägnierung oder Wachs
-
Kein Mikroplastik durch Abrieb bei Baumwolle und Leder, da diese Obermaterialien bei uns komplett kunststofffrei sind
-
Kunststoffe nur dort, wo es unvermeidlich ist – z. B. bei hochbelasteten Nähten mit Nylonfäden, Rückenpolster oder Innenpolsterung
Wir verzichten bewusst auf irreführende Materialbezeichnungen und setzen stattdessen auf ehrliche Substanz. Unsere Produkte sollen viele Jahre halten – und dabei so ressourcenschonend wie möglich sein.
Bei uns endet Nachhaltigkeit nicht mit dem Produkt.
Nicht alles, was grün klingt, ist auch nachhaltig. Begriffe wie „veganes Leder“ oder „recycelt“ sind rechtlich kaum definiert und anfällig für Missbrauch. Wer echte Umweltverträglichkeit, Langlebigkeit und Materialehrlichkeit sucht, sollte hinter die Schlagworte blicken – und sich für natürliche Materialien entscheiden, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben. Wir verbessern unsere Umweltbilanz kontinuierlich. Nicht, um mehr Taschen zu verkaufen, sondern weil wir es als unsere Verantwortung sehen – und weil es wirtschaftlich machbar ist.
Ebenso wichtig ist uns ein fairer Umgang mit Lieferanten und Mitarbeitenden. Zufriedene Menschen schaffen Produkte mit Seele. Außerdem spenden wir jedes Jahr einen Teil unseres Gewinns an wohltätige Zwecke – sprechen darüber jedoch erst nach dem Weihnachtsgeschäft. Denn unsere Produkte sollen überzeugen, nicht unsere Taten.
Wir grenzen uns bewusst von den Konzepten vieler selbsternannter Social Entrepreneurs ab, die ihr Engagement als Verkaufsargument nutzen. Für uns gilt: Wer Gutes tun möchte, soll es tun – dafür muss niemand eine Tasche kaufen. Verantwortung braucht keine PR-Kampagnen und kein Etikett „gemeinnützig“, das selten den Namen verdient.
Was uns antreibt:
Wir sehen unser Engagement als Selbstverständlichkeit und Teil unserer Identität. Unsere Umwelt- und Sozialstandards instrumentalisieren wir weder für Werbung noch überhöhen wir sie künstlich. Nachhaltigkeit ist bei uns ein Bestandteil des Produktdesigns – nicht des Marketings. Natürliche Materialien verleihen unseren Taschen eine besondere Haptik und Lebendigkeit. Inspiriert von den Stilikonen der letzten 200 Jahre verkörpern sie Authentizität und Glaubwürdigkeit. So entstehen langlebige Begleiter, die mit der Zeit sogar noch schöner werden.
Slow Fashion statt Märchen.